Die Mutprobe

„Du traust dich einfach nicht, ich habe ja gleich gewusst, dass du nur ein verdammter Feigling bist!“, sagte der 11jährige Paul geringschätzig zu dem 10jährigen Sören. Fünf weitere Jungen standen grinsend um die beiden herum.
„Das stimmt gar nicht!“, schrie Sören wütend zurück und sah empört in die Runde. „Ich werd’s euch schon beweisen, dass ich kein Feigling bin!“
Das war ein Versprechen, das unbedingt eingehalten werden musste! Sonst war Sören bei den anderen Jungs für immer unten durch! Dass er für die Anerkennung der anderen aber ausgerechnet klauen sollte… Und dann noch bei der netten Frau Werner, die sicher nicht reich war! In ihrem Containerladen bekam er öfter mal ein Stück Schokolade zugesteckt. Er rang schwer mit seinem Gewissen. Aber die Chance zur Aufnahme in Pauls Clique, den Rangers, war eine coole Sache. Viele von den Jungs würden ihn beneiden und ihm mit Anerkennung begegnen. Keiner würde es mehr wagen, ihn auf dem Rückweg von der Schule zu verhauen, wenn er dazu gehörte, denn Sven und Dennis, die das regelmäßig taten, hatten Angst vor Paul und den Rangers. Warum diese ihn plötzlich wollten, wusste er nicht so genau, und er wagte die Frage auch nicht zu stellen. Denn sie gaben ihm nur diese eine Chance, dazuzugehören, das wusste er ganz genau! Wenn er dafür ein paar Süßigkeiten und ein bisschen Schnaps klauen musste, nun, dann würde er das eben tun! Es würde ja nur einmal sein, damit ihn niemand für einen Feigling hielt! Und die anderen hatten sich das für ihn ausgedacht, weil sein Vater Polizist war! Die würden schön den Mund halten, sonst waren sie ja selber dran! Es würde niemals herauskommen, wenn er sich nicht ganz blöd anstellte!
Johann, der letzte, den sie aufgenommen hatten, hatte das Schwimmerbecken durchqueren müssen, obwohl er noch nicht richtig schwimmen konnte! Wie ein Hund war er hinüber gepaddelt und halb ertrunken auf der anderen Seite aus dem Wasser gekrochen! Da haben sie ihn aufgenommen! Und er, Sören, sollte eben klauen!
Die Runde um ihn lachte. Hatte er gerade irgendetwas nicht mitbekommen, weil er so tief in seinen Zweifeln steckte?! „Ich mach’s!“, beeilte sich Sören zu rufen. Paul sah ihn prüfend an und meinte dann achselzuckend: „Wir werden ja sehen…“
Am nächsten Tag war Sörens großer Tag. Alle mussten Zeugen seiner Mutprobe sein. Die Jungs lungerten draußen vor dem Containerladen herum, Paul aber kam mit hinein. „Damit du das ganze Zeug nicht kaufst und uns dann erzählst, du hättest es geklaut! Du würdest sowas fertig bringen! Deshalb muss auch Alkohol dabei sein! Den würde dir die Alte nämlich bestimmt nicht verkaufen!“

„Was kann ich für euch tun, Jungs?“, fragte eine sanfte Stimme, die Stimme von Frau Werner. Ihre rundliche, leicht gebeugte Gestalt wurde in der Mitte eines vollgestopften Tresens sichtbar. Wenn kein Kunde in der Bude war, saß sie immer rechts auf einem kleinen Schemel versteckt hinter ihren Waren. Sie blickte zwischen Paul und Sören hin und her.
„Hallo! Können Sie mir den „Batman-Comic“ holen, den ich letzte Woche bestellt habe?“, fragte Paul, und es klang ungewohnt höflich.
Bestellte Hefte oder Magazine lagen immer im winzigen Hinterzimmer, vorne war nicht genug Platz.
„Gerne!“, sagte Frau Werner und ging nach hinten, um in einem Stapel Zeitschriften zu wühlen.
„Jetzt!“, zischte Paul Sören zu und stieß ihn aufmunternd in die Rippen. Mit wild klopfendem Herzen ließ Sören kleine Schokoladentafeln, Gummibärchen und Brausebonbons in seinen Jackentaschen verschwinden. „Schnell, mach schon!“, flüsterte Paul drängend und schubste ihn in die Ecke mit den kleinen Alkoholfläschchen. „Flachmänner“ nannte sein Vater die immer. Sörens Hände zitterten so sehr, dass er versehentlich zwei Fläschchen umwarf. Paul stand plötzlich neben ihm und fing sie geschickt auf. Strafend sah er Sören an, verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, als ob Sören ein hoffnungsloser Fall wäre. Verzweifelt blickte Sören zurück, die Schnapsflaschen immer noch in den Händen. „Pack die weg, sie kommt jetzt!“
Mit diesen Worten stellte er sich vor Sören, der sich beeilte, sein Diebesgut zu verstauen. Dankend nahm Paul die Zeitschrift entgegen und bezahlte sie. Dann nahm Paul Sörens Arm und zog ihn mit sich hinaus.
Sören lief der Schweiß von der Stirn. „Puh!“, sagte er leise. „Hast du gesehen, Paul? Ich bin kein Feigling!“
„Also wirklich, Sören, so blöd wie du hat sich echt noch keiner angestellt! Die Flaschen fallen lassen! Das hätte die doch sofort gemerkt!“ Paul sah ihn frostig an, ein Eisberg mit Augen.
Sören senkte den Kopf. „Danke, dass du mir geholfen hast. Das wäre beinahe schief gegangen!“
Die anderen Jungs umdrängten die beiden und wollten wissen, wie es gelaufen ist. Paul erzählte es ihnen. Sören musste seine Taschen leeren und die Beute teilen. Dann musste Sören zur Seite gehen und die anderen beraten lassen. Die ganze fürchterliche letzte Viertelstunde in Frau Werners Miniladen zog noch einmal an seinem geistigen Auge vorbei. Er fühlte eine seltsame Mischung aus abenteuerbedingter Aufregung und brennenden Schuldgefühlen, und er konnte nicht sagen, welche Empfindung die Oberhand behalten würde. Er war verwirrt, von seinen eigenen Gefühlen, die gerade Achterbahn fuhren, und von der langen Besprechung ein paar Meter vor ihm. Und er wurde langsam ungeduldig. Was hatten die Rangers denn so lange zu bereden? Was gab es denn noch zu überlegen?! Hatte er die geforderte Probe nun abgelegt oder nicht?! Waren mehrere Jungs gegen ihn? Wenn die Mehrheit dagegen war, würde er nicht aufgenommen. Aber schließlich waren alle dafür gewesen, dass er die Probe machen sollte. Warum sollten sie sich hinterher anders entscheiden?!
„Also“, verkündete Paul ihm nach einer Ewigkeit, „du bist auf Probe mit dabei. Das heißt, dass du noch eine Mutprobe machen musst, vielleicht einem anderen bei seiner Probe helfen, denn ich habe dir bei deiner Probe geholfen. Eigentlich muss das jeder alleine schaffen!“
Mit gesenktem Kopf ging Sören nach Hause. War denn alles umsonst gewesen?! Alle Gewissensqualen kamen auf einmal zu ihm zurück. Zuhause murmelte er nur: „Mir ist nicht gut!“, was stimmte, dann zog er sich in sein Zimmer zurück. Die gestohlenen Sachen, das heißt, sein Anteil davon, brannten förmlich in seinen Taschen. Er warf alles in den Mülleimer, aber das machte es nicht besser. Sein Vater sah später noch einmal nach ihm, da stellte er sich einfach schlafend. Seit seine Mutter nicht mehr lebte, war es schwer für Sören geworden. Als Polizist war sein Vater selten zu hause. Und seit sein Vater vor ein paar Wochen angefangen hatte, mit Monika herum zu turteln, hatte er noch weniger Zeit für seinen Sohn. Und Monika dachte nur an sich. Für sie schien Sören nur eine Last zu sein. Eine Träne quoll unter Sörens Lidern hervor. Sein Vater machte gerade das Licht in seinem Zimmer aus. Er hatte die Seelennot seines Sohnes gar nicht bemerkt. In Gedanken schien er schon wieder bei Monika zu sein.
„Klaus! Wo steckst du denn?!“ , war ihre nölige Stimme aus dem Wohnzimmer zu hören. Leise schloss sich Sörens Tür. Dann hörte er gedämpft die vertraute dunkle Stimme seines Vaters: „Komme ja schon!“
Sein Vater würde traurig sein, traurig und enttäuscht von Sören. Aber das geschah ihm recht, schließlich hatte er ja Sören und Sörens tote Mutter verraten, als er sich mit Monika eingelassen hatte. Und jetzt fühlte sich Sören nur noch als Last für alle. Sören schlief mit dem sonderbar tröstlichen Gedanken ein, seinen Vater den ganzen Tag bei sich zu haben, wenn er wegen Diebstahls ins Gefängnis kommen würde. Und träumte von gestreifter Bettwäsche und gestreiften Schlafanzügen.
Am nächsten Morgen tat sich Sören beim Aufstehen sehr schwer. Schlaftrunken schlich er ins Bad und kühlte seine verquollenen Augen. Er fühlte sich grauenhaft und Müdigkeit lag wie Blei in seinen Gliedern.
„Sören! Wann kommst du zum Frühstück?! Du musst zur Schule!“
Sein Vater.
„Komm ja gleich!“, schrie Sören durch die Badezimmertür, um gegen das Rauschen des Wassers anzukommen.
„Beeil dich!“, drängte Klaus Bergmann. Sören verdrehte die Augen. Nirgendwo hatte man seine Ruhe! Nicht mal auf dem Klo! Scheiß Schule, scheiß Paul, scheiß Monika, scheiß Welt!
Klaus Bergmann erschrak, als er seinen Sohn an den Tisch schleichen sah. „Was ist denn mit dir los?! Bist du krank?!“ Automatisch schoss seine Hand vor und befühlte Sörens Stirn. Dieser drehte sich weg, so dass die Hand zu seinem Bein abrutschte. „Bin nicht krank!“, nuschelte er. „Hab nur schlecht geschlafen!“ Obwohl, krank sein hätte auch seine Vorteile gehabt. War nur jetzt zu spät für eine Kehrtwende.
„War der Mond wieder so hell?!“, fragte sein Vater besorgt. „Entschuldige, Sören, wir wollten schon lange dein Rollo reparieren! Bin einfach nicht dazu gekommen!“ Schuldbewusst sah er seinen Sohn an, der sich gerade sein Brot schmierte.
„Macht nichts!“, sagte Sören, aber seine Stimme war dabei so grabestraurig, dass der Inhalt nicht zur Stimmlage passte.
„Muss jetzt los!“, fügte Sören noch kauend hinzu, stürzte seinen Kakao herunter und lief in den Flur, wo sein Vater alles schon bereit gestellt hatte, was er für die Schule brauchte. Nur raus hier! Vater hatte gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Bloß nicht auf ein Verhör durch Polizeimeister Bergmann warten!
In der großen Pause nahm Paul mit ihm Kontakt auf. Er wies Sören an, Henry bei dessen Mutprobe zu helfen, einem „kleinen Bruch“, wie Paul sich ausdrückte, in einen anderen Kiosk. Henry war schwarz und vielleicht deshalb ein Außenseiter, so wie er selbst ein weißer Außenseiter war.
„Bei uns können nur Leute mitmachen, die sich was trauen! Sag es an Henry weiter, der ist doch in deiner Klasse, oder?!“
Sören nickte, viel zu benommen von dem Schock über diese neue Forderung, um zu widersprechen. Mein Gott, hörte das denn niemals auf?! Worauf hatte er sich da nur eingelassen?!
Den Rest des Schultages konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Auf dem Rückweg richtete er Henry Pauls Botschaft aus. Auch der wirkte einen Moment erschrocken, dann schien er sich wieder im Griff zu haben. Henrys Lebensmotto war: Cool bleiben!
Zu Hause war Sören endlich allein. Er legte sich auf sein Bett und dachte lange nach. Dann fasste er einen Entschluss.
Er stand auf und leerte sein Sparschwein. Dann machte er sich auf den Weg zu Frau Werner. Er hatte Glück: er war der einzige, der den Miniladen zu der Zeit betrat.
„Hallo, Sören!“, begrüßte ihn die Inhaberin freundlich. Und dann: „Geht es dir nicht gut?! Du siehst so blass aus, Junge!“
„Ich muss Ihnen was erzählen…“, begann Sören umständlich. Und dann erzählte er. Erzählte, was er gemacht hatte. Und warum. Und das das keine Entschuldigung wäre. Und dass er bezahlen wollte, was er könnte, um den Schaden wieder gut zu machen. Und dass er den Rest auch abarbeiten könnte…
„Nun lass mal gut sein, mein lieber Junge!“, sagte Frau Werner mit ihrer sanften Stimme. Sie war schon weit über 60 und hatte einiges an Lebenserfahrung. Und die sagte ihr, dass sie es mit einer ganz besonderen Situation zu tun hatte. Sie musste sehr behutsam vorgehen. „Kommst du von alleine? Oder hat dein Vater dich geschickt?!“
Sören sah alarmiert aus. „Nein, mein Vater weiß nichts davon! Es war meine Idee zu kommen!“
„So. Der Paul also… na ja, der macht solche Sachen schon länger! Ich würde mich von ihm fern halten, wenn ich du wäre!“
„Das ist aber nicht so einfach! Die verkloppen mich, wenn sie mich erwischen! Dabei möchte ich doch nur …“ Ratlos brach er ab. Zuckte mit den Schultern. Wendete den Blick ab.
„Was ist für dich Freundschaft?“, fragte Frau Werner unvermittelt. Verblüfft dachte Sören nach: „Na ja, Freundschaft ist, wenn man einander hilft. Aus Schwierigkeiten oder wenn es einem schlecht geht!“
„Genau!“, stimmte Frau Werner ihm zu. „Und? Was hat Paul mit dir gemacht?! Was hat er mit dir und Henry vor?!“
„Er bringt mich, uns, in Schwierigkeiten…“, murmelte Sören beschämt. „das stimmt! Aber er sorgt dafür, dass ich nicht verhauen werde, wenn ich sein Freund werde… und ich muss mir seine Freundschaft eben erst verdienen…“
„Es ist sicher was wert, nicht verhauen zu werden.“, gab Frau Werner zu. „Aber sollte ein Freund denn nicht immer wollen, dass es dir gut geht?! Muss er sich deine Freundschaft nicht auch verdienen?“
Nachdenklich sah Sören Frau Werner an. So hatte er die Sache noch gar nicht betrachtet. Aber da war schon was dran. Auch seine Freundschaft musste einen Wert haben.
Frau Werner ließ ihn in Ruhe überlegen. Dann sagte sie leise: „Vielleicht kannst du auch einen besseren Freund finden als Paul?!“
Sören nickte. Dann nahm er sein Geld aus der Tasche und bezahlte den Schaden, so gut er konnte. Frau Werner nahm das Geld an, denn sie wusste, dass sein Gewissen Sören sonst nicht schlafen lassen würde. Dann fragte sie ihn: „Was willst du jetzt machen?“
„Was schon?!“, antwortete Sören. „Ich gehe zu Paul und seinen Leuten und sage ihnen, dass ich keine Lust auf Klauen und Einbrechen habe!“
„Das ist ein guter Entschluss!“, lobte sie ihn.
Am nächsten Tag trafen sich die Rangers im Park. Henry war auch da. Paul wollte gerade erläutern, wo die beiden einsteigen und was sie mitbringen sollten, da unterbrach ihn Sören: „Nein, Paul, da mache ich nicht mehr mit! Du hast mir schon genug Ärger gemacht! Ihr wollt mich nicht so haben, wie ich bin. Ihr wollt einen Verbrecher aus mir machen! Für deine Freundschaft, Paul, soll ich stehlen und einbrechen! Aber was tust du, um meine Freundschaft zu bekommen?! Ein Freund würde mich niemals zu etwas zwingen, was ich nicht tun will…“
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging weg. Paul und seinen Rangers blieb der Mund offen stehen vor Erstaunen.
Aber so leicht sollte es Sören nicht werden, sich aus der Affäre zu ziehen. Sobald Paul seine erste Verblüffung überwunden hatte, winkte er mit der Hand seine Leute hinter Sören her und trabte selber auch los. So musste Sören rennen, um nicht sofort seine Prügel zu beziehen. Aber er war schnell und hatte bald einen Vorsprung, nachdem er wie ein Hase ein paar Haken geschlagen hatte. Sören versteckte sich schließlich hinter einer Parkbank im Gebüsch, um sich zu verschnaufen. Eine Weile beobachtete er die Jungs, die ihn verfolgten und überall suchten.
„Hallo Sören!“, erklang es unvermittelt hinter ihm. Vor Schreck erstarrte Sören. Das war Henry. Langsam drehte sich Sören um, bereit, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Henry erschrak vor seinem Blick und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Hast du ihn gefunden, Henry?“, fragte Pauls Stimme in etwa 15 Meter Entfernung.
Henry zögerte kurz. „Nein!“, rief er dann zurück. „Nur eine Plastiktüte, die wie seine Jacke aussieht!“
Paul lachte gemein. Dann war es still. „Er ist weg!“, flüsterte Henry, schaute aber immer noch in die Richtung, in der Paul verschwunden war. Sören blickte Henry verwirrt an: „Warum hast du das gemacht?! Ich dachte, jetzt rufst du die anderen…“
„Ich habe nachgedacht!“, erklärte Henry. „Komm, ich weiß noch ein besseres Versteck!“
Damit griff er hinter die Bank ins Gebüsch, zog Sören zu einem dicht belaubten Baum in der Nähe und begann behände, hinauf zu steigen. „Komm schon! Oder sollen die dich doch noch erwischen?!“
Sören kletterte ihm eilig nach. Gemeinsam beobachteten sie die Suchmannschaft aus ihrem sicheren Versteck. Sie unterhielten sich lange. Dabei entdeckten sie, dass sie jede Menge Gemeinsamkeiten hatten. Sie spielten beide gerne Fußball, hörten ähnliche Musik und spielten Klavier. Sören hatte Henry auch von der Sache mit Frau Werner erzählt. Die ganze Geschichte.
„Hast du Angst, dass Paul dich verkloppt, morgen, nach der Schule?“, fragte Henry leise und sah Sören nicht an dabei.
Der zuckte die Schultern und ließ sich mit der Antwort Zeit. Er wusste, dass seine Entscheidung noch ein Nachspiel haben würde. Und natürlich hatte er Angst. Aber konnte er Henry das sagen?!
„Hilfst du mir, wenn die kommen…?“, fragte er zurück.
Erst zögernd, dann entschlossener, nickte Henry.
Es war schon fast Abend. Paul und den Rangers war es zu langweilig geworden, sie zu suchen. Jedenfalls heute. Sören und Henry gingen gemeinsam nach hause. Henry stieß einen Stein vor sich her. Nach einer Pause einvernehmlichen Schweigens sagte Henry: „Weißt du, was ich wirklich mutig von dir fand?! Dass du Paul das gesagt hast vorhin, mit deiner Freundschaft, …und dass du Frau Werner das alles erzählt hast und das Zeug bezahlt hast, was du geklaut hast. Ich glaube, das war die echte Mutprobe…“
Sie strahlten einander an. Von nun an waren sie Freunde.