Der Heiratsantrag

Die Tür des Landhauses fiel langsam und leise ins Schloß. Der Fensterputzer hatte seine Arbeit getan, glaubte er zumindest. Die alte Lady Burlington, sie mochte an die 85 sein, blickte mürrisch auf die Streifen an den Fenstern des Wohnzimmers. Früher war das Personal besser, als sie noch eigenes Personal hatte. Aber heute? Die wissen doch heute nicht mehr was Arbeit ist. In der Küche das gleiche schreckliche Bild. Schlieren überall. Die hereinscheinende Sonne malte lustige Muster auf die frischen Karotten. Lady Burlington fand das nicht lustig. Langsam und Stufe für Stufe erklomm sie die Treppe zum Dachboden. Die Fenster hat er sicher wieder vergessen, wie jedesmal. Die wurmstichige Tür war nur angelehnt, ein Lichtstrahl fiel durch den Spalt. Doch bevor die alte Dame die Tür öffnete hielt sie inne. Sang da nicht jemand? "isch bin grün mit ßtil, den isch bin ein Krokodil..." lispelte es aus dem Spalt. Vorsichtig riskierte Lady Burlington einen Blick. Ein Stoffkrokodil stand mitten im Raum im Sonnenschein. Oh, dieser Fensterputzer. Die ganze Zeit hatte er von dem Geschenk für seine Tochter Lili erzählt, nun hatte er es vergessen. Aber wenigstens waren die Dachfenster sauber. Allerhand Krempel hatte sich hier angesammelt. Die Autoreifen für den alten Morris den ihr Mann noch gefahren hatte, das mochte 20 Jahre her sein.

"Hat er daß nischt schön gemacht?" lispelte das Krokodil? "Ja, sehr schön" murmelte Lady Burlington. Den Ramsch soll er das nächste mal auch gleich entsorgen, Zahnräder, Zündkerzen, wer braucht hier so etwas?" Sagte sie zu sich selbst. "Du kannst auch mit mir ßprechen!" Das Krokodil legte den Kopf in die Seite. "Du glaubst du träumst, oder? ßau mal da links auf der Kißte, daß ißt für disss!" Krokodile sprechen nicht dachte die alte Dame energisch, als müßte sie sich selbst vor dem Wahnsinn bewahren. Doch sie war neugierig genug und sah nach links. Da lag ein Blumenstrauß. Zögerlich zog sie die Karte aus den Blüten. "Liebste Mary-Ann, Mutter meiner geliebten Lili. Bitte werde endlich meine Frau, damit wir eine Familie sind. In Liebe dein George." Ich heiße nicht Mary-Ann, schüttelte Lady Burlington den Kopf. Stöhnend nahm sie Blumenstrauß, Karte und Krokodil. Stufe für Stufe begann der Abstieg. Jetzt läßt dieser Fensterputzer hier schon seinen Müll liegen, schnaubte sie.

Durch die Hintertür in der Küche schlurfte die alte Dame zum Mülleimer, öffnete den Deckel, stopfte alles hinein und schloß den Eimer wieder. Leise drang ein "Dass können ssssie nischt machen!" an ihr Ohr, aber es kümmerte sie nicht. Gerade wollte Lady Burlington in ihrem Sessel Platz nehmen, als es an der Tür läutete. Es war George der Fensterputzer. "Miss Burlington, ich vorhin etwas auf dem Dachboden vergessen, glaube ich. Dürfte ich es holen?:" "Da war nichts, nur altes Gerümpel, scheren sie sich weg." Mit einem krachen ließ Lady Mary-Ann Burlington die Tür des Landhauses ins Schloß fallen. Draussen stand der alte George, mit seinen an die 75 Jahren und verstand die Welt nicht mehr. "Vater, komm wir fahren!" rief Lili aus dem Auto und spielte mit dem Gaspedal. "Ich bring dich zurück ins Heim."