Die Anklage
„Ich war es nicht“, Stepanie hatte Tränen in den Augen. So oft hatte sie diese Worte schon gesagt. Genauso oft, wie man sie ihr nicht geglaubt hatte. Und sie sah in Mr Jones Augen, dass er es auch nicht tat. Aber er war ihr Anwalt. Sollte er nicht auf ihrer Seite stehe?
Jones machte sich einen Notiz in seinen Block, dann sah er zu Stephanie auf und ihre Augen, aber nur kurz, bevor er wieder seien Stift musterte, den er zwischen den Fingern drehte.
„Du bist gerade 16 geworden, aber sie werden auf Bemessung der Strafe für Erwachsene bestehen.“
„Aber ich war es nicht“, wiederholte das Mädchen und presste die Handballen gegen die Augen. Dann ließ sie sich in den Stuhl zurückfallen und die Ketten rasselten an ihren Händen.
Der Anwalt schüttelte langsam den Kopf.
„Es sind nur Indizien und die …“ er zögerte, „die Leichen Deiner Eltern hat man nicht gefunden. Aber es sind starke Indizien.“
Stephanie starrte zum vergitterten Fenster, nur eine helle Fläche mit schwarzen Streifen im Licht der Mittagssonne. Sie kannte die nächsten Worte des Anwalts, es war nicht das erste mal, das er sie sagte.
„Der Richter würde mit sich verhandeln lassen, wenn Du sagst, wo sie sind.“
Das Mädchen sagte nichts und starrte nur weiter ins Licht, bis ihr die Augen schmerzten.
„Der mann im schwarzen Chrysler?“, flüsterte Sie.
Jones zuckte mit den Achseln. „Die Polizei fahndet nach Deinem Zeigen, aber niemand sonst will ihn gesehen haben.“
Stephanie schloss die Augen.
„Uns bleibt immer noch Dein Geständnis, um das Strafmaß zu mildern. Es muss nicht die Todeszelle sein.“
„ich bin unschuldig“, sagte Stephanie, aber sie wusste nicht, wie lange sie das noch konnte ohne selbst den Glauben an diese Wahrheit zu verlieren. Der Wunsch, dies alles hinter sich zu lassen, nur ein Ende – irgend eines – zu finden wurde von Tag zu Tag stärker.
Sie wollte nicht zurück in den Gerichtssaal. Sie wollte den Richter nicht sehen, sie wollte die Fragen des Staatsanwalts nicht mehr hören. Sie wollte keine weiteren Indizien mehr sehen, die ihre Schuld belegen sollten.
Sie wollte nur ihre Eltern in die Arme schließen, glauben, dass alles nur ein böser Traum war.
Aber es war kein Traum, seit drei Wochen, als die Polizei sie gefunden hatte, mit dem Blut ihrer Eltern an den Händen, in den Haaren und auf ihren Kleidern, war es kein Traum. Es war alles real, wie dieser Anwalt, der ihr niemals glauben würde, weil er als Pflichtverteidiger zu wenig Geld bekam, um sich tatsächlich Gedanken um ihr Schicksal zu machen.
Stephanie öffnete die Augen und legte die Hände auf die Tischkante. Ihre Finger schlossen sich um das kalte Metall. Sie sah den Anwalt an.
„Tun Sie es,“ sagte Sei.
„Was?“
„Sagen Sie, dass ich das Geständnis unterschreiben werde.“
Der Anwalt nickte und fügte eine weitere Notiz in seinen Block.