Shortcut Karma

Mein Name ist Lukas. Ich wusste, das es einen Preis gab und das die Hexe etwas anderes als Geld haben wollte. Ich wollte nur nicht wahr haben, wie hoch der Preis ist.

„Preis. Preis! Grom will Preis.“

„Schnauze.“

Das ist Grom, ein Dämon. Er hängt in der Regel an meinem Hosenbein, oder sitzt auf meiner Schulter. Im Moment rappelt er sich aus der Zimmerecke auf, wo ich ihn hingekickt hatte. Ich verliere den Verstand: Grom wird mich in den Wahnsinn treiben.

„Waaaahnsinn!“

Dabei wollte ich doch nur etwas Erfolg, Reichtum und Lucy. Aber ich fange am besten ganz am Anfang an.

„Lucy. Lucy. Lukas liebt Lucy!“

 * * *

Ich arbeitete in einem Supermarkt und räumte Regale ein. Das ist besser als gar kein Job, aber nicht viel.

Lucy fing als Kassiererin an, wir wechselten einige Worte, ich verliebte mich und sie lachte, dass sie einen reichen Schnösel haben wollte, der sie aus diesem versifften Laden herausholte. Der Laden war natürlich nicht versifft, denn nach meiner Schicht als Regaleinräumer übernahm ich auch die Reinigung. Lucys Worte trafen mich hart, und mir wurde klar, dass sich etwas in meinem Leben ändern musste.

Abendschule, Ausbildung, ein besserer Job. Das wäre die kluge Entscheidung gewesen – aber Lucy würde sicher nicht fünf Jahre warten. Ich brauchte eine Abkürzung.

„Giftwurz?“ fragte ich die Dame ungläubig. „Mistelzweige? Ich glaube, das haben wir nicht im Sortiment. Aber wenn, dann bei den Gewürzen.“ Ich zeigte den Gang hinunter. „Gleich neben der Fleischtheke.“

„Was ist mit Mäuseleber und Rattenschwanz?“, krächzte die Frau.

Ich schluckte. „Fleichtheke?“ riet ich. „Sind sie sicher, dass sie im richtigen Laden sind?“

„Was Bürschchen. Meinst Du, ich wüsste nicht, was ich will.“

„Oh doch. Doch, ganz sicher. Aber das ist ein Supermarkt.“

„Meine Enkel haben mich hier in die Stadt geschleppt. Wo ich früher wohnte, hatte ich das alles im Garten. Meinten ich wäre zu alt, allein im Wald, in einem Lebk …“

Ich klappte die Ohren zu. Das lernt man schnell in einem Supermarkt. Ich nickte und grinste und nickte und ihr Mund bewegte sich und ich dachte an Lucy.

„Eine was?“ fragte mein Mund plötzlich.

„Eine Hexe. Hast Du nicht zugehört, Jungchen?“

„Doch, klar. Hab nur noch keine Hexe getroffen.“

„Bin ja auch neu hier. Wenn Du zugehört hättest, wüsstest Du das.“

Ich nickte und grinste und nickte. Lucy ging gerade den Gang hinunter, sie kam gerade von der Pause zurück, einen Schokoriegel in der Hand.

„Das Mädel?“ fragte die Hexe, `tschuldigung: die reife Frau.

„Was? Ja. Nein. Was geht sie das an?“

„Oh nix. Sie guckt Dich mit dem Arsch nicht an, wenn Sie nicht muss. Da gäb’ es vielleicht ein Mittelchen.“

Ich starrte die Hexe an. „Wirklich?“

„Aber ich brauch Mistelweig und Rattenwurz dafür.“

„Rattenschwanz?“

„Was auch immer.“ Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich kann ja mal Googlen.“

„Wie hilft Kugeln dabei?“

„Vergessen Sie’s. Wenn Ich Ihnen helfe, helfen Sie mir?“

„Aye. Das machen wir. Aber sei gewarnt, das ist nicht kostenlos.“

„Oh, so viel Geld hab ich leider nicht.“

„Um das Geld mach Dir keine Gedanken, der Preis ist ein persönliches Stück von Dir..“

„OK.“ Sagte ich, denn wenn meine Wünsche in Erfüllung gingen, könnte ich mir ja was neues Kaufen..

 * * *

Zwei Tage später besuchte ich die Hexe, in ihrer Wohnung. Es roch nach Lebkuchen und ein großer alter Ofen stand in der Kochnische. Ich ließ das Paket mit den magischen Zutaten auf den Tisch fallen. Und Sie stürzte sich auf die Kräuter und Einweckgläser mit den abstoßenden Inhalten.

„Diesen Googol muss ich kennenlernen.“ Brummte sie, währen die Verpackungsflocken flogen.

„Ich stell euch mal vor.“

Und dann kippte sie alles zusammen in einen großem Kochtopf, feuerte den Ofen an. Mit Holz. Und während es kochte und rauchte und wir anfingen zu husten, weil die Einbauküche keine Abzug für den altmodischen Herd hatte, fing die Alte anfing vor sich hin zu murmel und schwarze Kerzen anzuzünden.

„Warum zauberst Du Dir nicht eine größere Wohnung?“ hustete ich.

„Oh nein, oh nein. Ich bin nur das Medium. Ich will mit diesem Teufelszeug nichts zu tun haben.“

Das hätte mich stutzig machen sollen.

„Was willst Du?“ fragte die Hexe dran und fächelte mir mehr von dem Rauch ins Gesicht.

„Mehr Wünsche.“

„Hirg, sehr witzig“, lachte die Hexe „Geht’s auch konkreter?“

„Geld.“ Ich dachte, das würde genügen und der Rest ergäbe sich dann von selbst.

„Trink!“ Sie hielt mir eine Kelle unter die Nase und meine Nase wollte sich in meinen Schädel zurückziehen, so widerlich war der Gestank.

Aber ich zuckte mit den Schultern. Hielt mir die Nase mit Daumen und Zeigefinger zu und nippte an der Suppenkelle. Das Gesöff brannte seinen Weg durch Rachen, Speiseröhre und Magen. Dort saß es wie ein klumpen glühender Lava.

„Sprich Deinen Wunsch.“

„Genug Geld.“ Würgte ich hervor. Ja ich weiß, ich hätte konkreter sein sollen, aber ich war froh, diese Worte überhaupt herauszubringen. „Und Lucy.“ Fügte ich schnell hinzu, man weiß ja nie und wann hat man schon mal die Chance einen Wunsch in Erfüllung gehen zulassen.

Plötzlich war der Magen ganz kalt, denn wieder heiß, dann weder noch. Also so wie sich ein Magen anfühlen soll.

„Oh je.“ Sagte die Alte. Und drückte mir einen Zwanziger in die Hand. „Hier. Genug Geld für das Taxi nach Hause.“

Ich hätte mein Geld zurück verlangen sollen, aber die Hexe hatte ja gar keins verlangt. Also war das Geschäft alles in allen gar nicht so schlecht, dachte ich. Aber nicht lange.

 * * *

„Lucy. Lucy. Lukas liebt Lucy!“

Hörte ich eine Stimme hinter mir.